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Zwei rosa-weiße Boxhandschuhe auf grauem Hintergrund

Parkinson Boxen: Wie Box-Training die Lebensqualität bei Parkinson verbessert

15. Oktober 2025

Parkinson Boxen hat sich in den letzten Jahren als wirksame Ergänzung zur klassischen Therapie etabliert. Warum das so ist und wie Sie selbst davon profitieren können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Die Symptome von Parkinson

Parkinson ist eine chronische neurologische Erkrankung, die vor allem durch Bewegungsstörungen wie Zittern (Ruhetremor), Muskelsteifheit, Bewegungsunsicherheit und verlangsamte Bewegungen gekennzeichnet ist. Charakteristisch ist dadurch ein kleinschrittiger, schlurfender Gang. Weitere Symptome, die auftreten können, sind unter anderem: 

  • Reduzierte Mimik
  • Sprachprobleme
  • Dysphagie (Probleme beim Schucken)
  • Psychiatrische Symptome wie Depressionen
  • Sinnes- und Schlafstörungen 

Die Ursachen von Parkinson sind nicht vollständig bekannt. Vermutet wird eine Kombination aus erblichen und Umweltfaktoren. Betroffen sind vor allem Menschen ab 60 Jahren. 

Was ist Parkinson Boxen?

Parkinson Boxen ist ein speziell für Parkinson-Patient:innen angepasstes Bewegungstraining, das Elemente aus dem Boxsport mit physiotherapeutischen Übungen kombiniert. Entwickelt wurde diese Methode in den USA, wo sie bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird. Studien zeigen, dass intensives, abwechslungsreiches Training die Neuroplastizität (Anpassungsfähigkeit des Gehirns) fördert. Durch die Kombination aus Kraft, Koordination und kognitiven Aufgaben werden neue Nervenverbindungen gebildet, die helfen, Parkinson-Symptome zu lindern. 

Auch die American Parkinson Disease Association empfiehlt Boxen als Teil eines ganzheitlichen Therapieplans. Regelmäßiges Box-Training kann nicht nur die körperliche Fitness verbessern, sondern auch die Koordination, Balance und kognitive Fähigkeiten stärken – alles Bereiche, die bei Parkinson oft beeinträchtigt sind. 

Bei vielen löst der Gedanke an Boxtraining zunächst Skepsis aus: Es klingt etwas brutal und möglicherweise risikoreich. Beim Parkinson-Boxen geht es aber nicht darum, gegen einen menschlichen Gegner zu kämpfen: Stattdessen kämpfen wir mithilfe von Sportübungen, die vom Boxtraining inspiriert sind, gemeinsam gegen die Krankheit Parkinson. 

Wie wirkt Boxtraining bei Parkinson?

Körperliche Vorteile

Boxen ist eine Ganzkörperaktivität, die schnelle, präzise Bewegungen erfordert. Genau diese Eigenschaften machen es für Parkinson-Patient:innen so wertvoll. Schnelle Arm- und Beinbewegungen trainieren die Feinmotorik, rhythmische Schritte verbessern die Gehfähigkeit. Und nicht zuletzt: Kognitive Herausforderungen (durch das Kombinationen merken) fördern die Konzentration.  

Verbesserte Beweglichkeit: Durch gezielte Schlag- und Ausweichübungen werden Gelenke mobilisiert und die Muskulatur gestärkt. Die großen Bewegungen  helfen gegen die typische Steifheit bei Parkinson. 

Verbesserte Körperhaltung und Muskeltraining: Der kontrollierte Stand und das Ganzkörpertraining sorgen für eine verbesserte Körperhaltung und Körperspannung. Boxen trainiert alles von Schultern, Rumpf, Armen bis zu Beinen. Regelmäßiges Training steigert die körperliche Leistungsfähigkeit und Ausdauer.

Hand-Auge-Koordination: Die Reflexe und die Steuerung der Bewegungen werden durch die schnellen, genauen Bewegungsabläufe gezielt trainiert. 

Bessere Balance: Boxübungen erfordern ständige Gewichtsverlagerungen, was das Sturzrisiko reduziert – ein häufiges Problem bei Parkinson. 

Kognitive und emotionale Effekte

Kombinationen von Schlägen und Schritten fordern das Gehirn heraus. Ihre Konzentrationsfähigkeit und Ihr Gedächtnis wird gezielt beansprucht und trainiert. 

Nicht zu unterschätzen ist auch die Auswirkung des Boxtrainings auf das Selbstvertrauen und die Widerstandsfähigkeit im Alltag. Erfolgserlebnisse im Training stärken das psychische Wohlbefinden und die soziale Interaktion in Gruppenkursen gibt Sicherheit über den Austausch mit Gleichgesinnten.

Für wen ist Parkinson Boxen geeignet?

Grundsätzlich kann jeder Parkinson-Patient unabhängig vom Stadium der Erkrankung von Box-Training profitieren. Wichtig ist, dass das Training individuell angepasst wird. In unserer Praxis bieten wir individuelle Trainingspläne an, die auf die Bedürfnisse der Teilnehmer:innen abgestimmt sind.

Wie auch andere Therapieformen sollte der Plan immer mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin abgesprochen werden. Besondere Vorsicht ist geboten bei akuten Gelenkproblemen oder Verletzungen, bei starker Erschöpfung und bei Kreislaufproblemen.

Wie sieht ein typisches Parkinson-Box-Training aus?

Ein Parkinson-Box-Training ist kein klassisches Boxtraining, sondern ein therapeutisch angeleitetes Bewegungsprogramm, das speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patient:innen zugeschnitten ist. Es kombiniert Elemente aus dem Boxsport mit physiotherapeutischen Übungen, um Beweglichkeit, Kraft, Koordination und kognitive Fähigkeiten zu fördern. EineTrainingseinheit umfasst typischerweise die folgenden Teile.

Aufwärmen (Dehnübungen, leichte Bewegungen)

Jede Trainingseinheit beginnt mit einer kurzen Begrüßung und einem Check-in. Wir können das Training bei Bedarf immer individuell anpassen (z. B. bei akuten Beschwerden oder Müdigkeit). Das Aufwärmen bereitet den Körper auf die Belastung vor und aktiviert den Kreislauf. Es umfasst die Mobilisation der Gelenke (z.B. durch Armkreisen) und leichte Ausdauerübungen. Parkinson-Patienten leiden oft unter Muskelsteifheit (Rigor). Sanfte Bewegungen helfen, die Gelenke zu mobilisieren und die Durchblutung zu fördern.

Boxspezifische Übungen (Schlagkombinationen, Fußarbeit)

Hier stehen boxtypische Bewegungen im Mittelpunkt, allerdings ohne Körperkontakt oder harte Schläge. Stattdessen wird mit Boxsäcken, Pads oder Schattenboxen gearbeitet. 

Sie lernen die Grundtechniken des Boxens: “Jabs” (schneller, kontrollierte Vorwärtsbewegung mit einer Hand), "Crosses" (Schlagbewegung mit Rumpfdrehung mit der stärkeren Hand), “Hooks” (seitliche Schläge) und die richtige Fußarbeit werden Ihnen schon bald vertraut sein. Jede der Übungen ist gezielt ausgewählt, um Parkinson-spezifische Probleme zu bearbeiten: Reaktionsgeschwindigkeit, Balance, Kraft und Koordination. 

Darauf aufbauend werden die Grundübungen zu Kombinationen verbunden, wie zum Beispiel einem “Jab-Cross”: Aus dem Stand wird abwechselnd mit der linken und rechten Hand schnell, kontrolliert Schläge nach vorne geboxt.

Koordinations- und Balanceübungen (z. B. mit dem Theraband)

Parkinson führt oft zu Gleichgewichtsstörungen. Deshalb sind Übungen zur Stabilität ein zentraler Bestandteil. Dazu gehören Übungen im Stand (z.B. Einbeinstand und kontrollierte Gewichtsverlagerungen), dynamische Übungen wie Ballprellen, und auch teilweise kognitive Aufgaben während des Trainings, um die optimale Kombination aus Bewegung und Denken zu nutzen. Auch Krafttraining mit einem Theraband oder Körpergewichtsübungen können dabei sein. 

Cool-Down (Entspannungsübungen)

Das Training endet mit Dehnübungen und einer kurzen Entspannungsphase. Schultern, Arme, Hüfte und Beine werden sanft gedehnt. Atemübungen nutzen tiefes Ein- und Ausatmen zur Beruhigung des Nervensystems. Wir besprechen das Training, eventuelle Schwierigkeiten, und geben Ihnen auch einfache Übungen für Zuhause mit. 

Die Initiative #fightparkinson

Frank Elstner ist selbst von Parkinson betroffen und tritt als Botschafter für die Initiative #fightparkinson mit der Parkinson Stiftung auf. Er sagt: 

“Was stellt das Parkinson Boxen mit einem an? Ich fühle mich hinterher sicherer, stärker und besser gelaunt.”

 

 

Parkinson Boxen in unserer Praxis

Parkinson Boxen ist mehr als nur ein Trend. Es ist eine evidenzbasierte Therapieform, die Körper und Geist gleichermaßen fordert. Box-Training kann ein wertvoller Baustein in der Parkinson-Therapie sein. Probieren Sie es aus! Wir begleiten Sie gerne auf Ihrem Weg zu mehr Lebensqualität.

In der Physiotherapiepraxis Gruler & Schumacher bieten wir Boxtrainings für Parkinson-Patient:innen an, die von erfahrenen Therapeut:innen geleitet werden. Kontaktieren Sie uns bei Interesse oder Fragen gerne unter (06 21) 81 10 38 (weitere Kontaktmöglichkeiten).